Klima und Winde am Baikalsee – Wetter, Temperaturen und Naturgewalten
Der Baikalsee ist nicht nur das älteste und tiefste Süßwassermeer der Erde, sondern auch eine Region mit einem Klima voller Gegensätze. Gelegen im Herzen Sibiriens, umgeben von hohen Gebirgen und endlosen Wäldern, zeigt sich hier das Zusammenspiel von kontinentalem Klima, arktischer Kälte und lokalen Wettereinflüssen in seiner reinsten Form. Wer den Baikalsee besucht, erlebt Wetterextreme und eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht – von spiegelglatter Winterstille bis zu orkanartigen Stürmen, die den See in ein brodelndes Meer verwandeln.
Wie ist das Klima am Baikalsee?
Der Baikalsee liegt in der borealen Zone Sibiriens und wird von einem kalt gemäßigten, kontinentalen Klima bestimmt. Die Winter sind lang und frostig, die Sommer kurz, aber überraschend mild. Durch das riesige Wasservolumen wirkt der See als natürlicher Temperaturpuffer: Er kühlt die Luft im Sommer und mildert die Kälte im Winter ab. So herrscht rund um den Baikal ein vergleichsweise mildes Schneewald- oder Nadelwaldklima, das sich deutlich vom harschen Klima des übrigen Sibirien unterscheidet.
Wie kalt ist es am Baikalsee im Winter?
Der Winter beginnt meist Anfang November und dauert bis Ende März. In dieser Zeit herrscht durchgehend Dauerfrost, mit durchschnittlichen Temperaturen um minus 20 Grad. In besonders kalten Nächten kann das Thermometer auf minus 35 bis minus 40 Grad fallen. Die Berge rund um den See sind von September bis Ende Juni schneebedeckt, in den Tälern liegt Schnee etwa von November bis April. Die Luft ist extrem klar und trocken, was die gefühlte Kälte zusätzlich verstärkt. Erst im April beginnt der Frühling langsam, doch Nachtfröste können noch bis in den Juni hinein auftreten.
Wann friert der Baikalsee zu?
In der Regel beginnt der Baikalsee im Dezember zuzufrieren. Bis Mitte Januar bildet sich eine geschlossene Eisschicht, die stellenweise über 1,5 Meter dick wird. Diese gewaltige Eisdecke bleibt meist bis in den Mai bestehen. Das Eis ist so klar, dass man viele Meter tief ins Wasser blicken kann – ein spektakulärer Anblick, der jedes Jahr Fotografen und Abenteurer aus aller Welt anzieht. Auf dem gefrorenen See entstehen Eisspalten, Risse und Muster, die mit dem Knacken und Grollen des Eises ein beeindruckendes akustisches Naturschauspiel bieten.
Wie warm ist es am Baikalsee im Sommer?
Der Sommer dauert von Juni bis August und bringt gemäßigte Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Die Durchschnittswerte liegen bei rund 16 Grad. Besonders in den Küstenregionen und auf der Insel Olchon kann es tagsüber sehr angenehm werden. Das Wetter ist meist stabil, doch die Niederschlagsmenge erreicht im Juli und August ihren Höhepunkt. Die Sommermonate sind auch die Zeit des intensivsten Pflanzenwachstums: die Taiga blüht, Wiesen leuchten in kräftigem Grün, und die klare Luft sorgt für weite Sicht über den See.
Wie sind die Wassertemperaturen am Baikalsee?
Das Wasser des Baikalsees ist bekannt für seine Kälte und außergewöhnliche Klarheit. Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei nur etwa 4 Grad Celsius. In geschützten Buchten und an flachen Uferstellen kann sich das Wasser im Sommer auf 16 bis 17 Grad erwärmen, an windstillen Tagen sogar kurzzeitig bis 22 oder 23 Grad an der Oberfläche. Schon wenige Meter tiefer herrscht jedoch wieder fast eisige Kälte. Diese Temperaturschichtung hat entscheidenden Einfluss auf das lokale Wetter, die Bildung von Nebel und auf die charakteristischen Winde des Sees.
Wie beeinflussen Berge und Luftströmungen das Klima?
Die umliegenden Gebirge – insbesondere das Bargusin-Gebirge im Osten und das Primorski-Gebirge im Westen – wirken wie natürliche Wetterbarrieren. Sie lenken die Luftströmungen und verstärken Temperaturunterschiede zwischen Land und Wasser. Der See selbst reguliert die Temperaturen in seinem Umfeld: Im Sommer kühlt er die Luft, im Herbst und Winter speichert er Wärme. Dadurch entstehen häufig Temperaturinversionen, bei denen kalte Luft in den Tälern liegen bleibt und sich über dem See milde Schichten bilden. Dieses Phänomen erklärt auch die oft dichten Frühnebel, die über der Wasserfläche schweben.
Wie stark ist der Wind am Baikalsee?
Der Wind spielt am Baikalsee eine zentrale Rolle – nicht nur für das Wetter, sondern auch für das tägliche Leben der Menschen. Er beeinflusst die Wellenbildung, das Klima und die Sicherheit auf dem Wasser. Im Sommer (Juni und Juli) ist es meist windstill, die Wellen erreichen selten mehr als einen halben Meter Höhe. Ab Oktober jedoch beginnt die stürmische Jahreszeit: Dann treten in den Regionen rund um die Insel Olchon und an den nördlichen Ufern kräftige, teils gefährliche Winde auf. Charakteristisch ist, dass der Wind in der Nähe der Kaps stärker weht, selbst wenn der See auf den ersten Blick ruhig erscheint.
Welche Winde gibt es am Baikalsee?
Mehr als 30 verschiedene Winde sind über dem Baikalsee bekannt, viele mit regionalen Namen, die oft von Generation zu Generation überliefert wurden. Einige sind berüchtigt, andere harmlos – alle jedoch typisch für die komplexe Topographie des Sees. Man unterscheidet zwei Haupttypen: längsgerichtete Winde, die entlang des Sees wehen und hohe Wellen erzeugen, und quergerichtete Winde, die den See überqueren und schwer vorhersehbare Böen mit sich bringen. Letztere gelten als gefährlicher, da sie plötzlich und unregelmäßig auftreten.
Die wichtigsten Windarten am Baikalsee
Verkhovik: kündigt sich durch einen roten Streifen am Horizont an, bringt klares und trockenes Wetter.
Kultuk (Nizovik): weht aus Südwest, kündigt sich mit dunklen Wolken an und bringt Regen sowie bewölkten Himmel.
Barguzin: ein Nordostwind, der den See mittig kreuzt, oft mit sonnigem Wetter verbunden, Windgeschwindigkeiten bis 20 m/s, in Buchten Hurrikanstärke möglich.
Gornaya: kalter Fallwind aus dem Nordwesten, erreicht bis zu 50 m/s, gilt als gefährlichster Wind des Baikalsees.
Sarma: entsteht im Tal des Sarma-Flusses, kann in Minuten Orkanstärke erreichen, besonders gefürchtet im Herbst und Winter.
Weitere bekannte, aber weniger starke Winde sind Kharakhaikha, Bugulgeika, Angara, Selenga, Shelonnik und Pokatukha. Alle tragen zum einzigartigen Wettergeschehen über dem See bei.
Wie gefährlich sind die Winde am Baikalsee?
Die meisten Winde am Baikalsee stellen keine unmittelbare Gefahr dar, doch einige – wie der Sarma oder der Gornaya – können in kürzester Zeit zu lebensbedrohlichen Stürmen anwachsen. Ihre Entstehung hängt von lokalen Temperaturdifferenzen, Luftdruckverhältnissen und der Form der Täler ab. Fischer, Segler und Einheimische erkennen die Anzeichen dieser Winde oft an kleinsten Veränderungen: einem bestimmten Wolkentyp, einer Horizontfärbung oder plötzlicher Windstille vor dem Sturm. Moderne Wetterbeobachtungen und Satellitendaten helfen heute, solche Phänomene frühzeitig zu erkennen.
Fazit: Ein See zwischen Eis, Sonne und Sturm
Das Klima am Baikalsee ist rau, faszinierend und einzigartig. Es vereint extreme Winterkälte, milde Sommer, klare Luft und unberechenbare Winde zu einem beeindruckenden Gesamterlebnis. Wer den Baikalsee besucht, erlebt ein Stück ursprünglicher Erde, in dem Naturkräfte noch spürbar sind. Ob bei minus 30 Grad auf dem gefrorenen Eis oder bei sommerlichen 25 Grad in einer stillen Bucht – das Wetter am Baikalsee zeigt, wie vielfältig und lebendig die sibirische Natur sein kann.
Hinweis zum Autor:
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit www.blick-aufs-wetter.com erstellt – dem unabhängigen Wetterjournal mit fundierten Analysen, Wetterkarten und Klimaberichten aus Deutschland und aller Welt. Erfahre dort mehr über Windphänomene, Klimazonen und aktuelle Wetterentwicklungen.





